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BMBF-Forschungsschwerpunkt | Steuerung im Bildungssystem

Strategien der Qualitätssicherung von Schulen in schwieriger Lage

AckerenClausenbearbeitet

Prof. Dr. van Ackeren und Prof. Dr. Marten Clausen

News vom 21.09.2012

Im Rahmen des Projekts „Strategien der Qualitätsentwicklung von Schulen in schwieriger Lage“ unter Leitung von Prof. Dr. Isabell van Ackeren werden Entwicklungsstrategien auf Struktur- und Prozessebene von Schulen in sozial benachteiligten Regionen beschrieben und analysiert.

Hierzu werden im Rahmen von Fallstudien acht allgemeinbildende Schulen unterschiedlicher Schulformen untersucht, deren Gemeinsamkeit in der Lage in einem sozioökonomisch segregierten Einzugsgebiet der Metropolregion Rhein-Ruhr besteht. Grundlage für die Auswahl der Schulen bilden die Leistungsergebnisse der Schüler/innen während der letzten drei Durchgänge der Vergleichsarbeiten (Lernstand 8): So wurden je vier erwartungskonform schwach und vier erwartungswidrig gut abschneidende Schulen ausgewählt.

Im Rahmen einer Dokumenten- und Datenanalyse zeigte sich, dass sowohl innerhalb der beiden kontrastiven Gruppen als auch zwischen den Gruppen kaum Unterschiede in der formalen Benennung von Qualitätsmerkmalen schulischer und unterrichtlicher Prozesse bestehen: Alle untersuchten Schulen verweisen auf die Umsetzung individueller Fördermaßnahmen sowie auf eine datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung. Ein positives Schul- und Unterrichtsklima steht der Dokumentenauswertung zufolge an der Spitze der Agenda dieser Schulen. Dieses Ziel versuchen die Schulen auf verschiedenen Wegen zu erreichen, so z.B. durch die Reduzierung in Grund- und Erweiterungskurse an Gesamtschulen, die Schullandheimpädagogik sowie durch die Ausrichtung regelmäßiger Feste gemeinsam mit Eltern und außerschulischen Partnern, die das soziale Kapital der Schulen um entsprechende Stützsysteme erweitern.

Erste Analysen einer Schülerbefragung zum Unterricht zeigen, dass insbesondere erwartungswidrig gute Hauptschulen im direkten Vergleich zu erwartungskonformen Schulen in ähnlich schwieriger Lage aus der Perspektive der Schüler/innen insgesamt eine bessere Unterrichtsqualität aufweisen. Das wird unter anderem darin sichtbar, dass es Lehrkräften dieser Hauptschulen besonders gut gelingt, die Schüler/innen zu motivieren, eine angstfreie, lernförderliche Atmosphäre herzustellen sowie die Benachteiligung der Schülerschaft z.B. durch die Bereitstellung zusätzlicher Unterrichtsmaterialien wirksam zu kompensieren. Darüber hinaus begegnen diese Lehrkräfte der kulturellen Heterogenität der Schüler/innen positiv, indem sie einerseits Schüler/innen mit sprachlichen Schwierigkeiten in der Unterrichtssprache individuell fördern und andererseits unterschiedliche kulturelle Hintergründe in der Unterrichtsgestaltung produktiv aufgreifen.

Mit Blick auf die Interpretation dieser Daten und daran anknüpfende Adaptionen struktureller Rahmenbedingungen kommt der Schulleitung bzw. dem Schulleitungsteam eine entscheidende Rolle zu. Die Analyse der vertiefenden Schulleitungsinterviews zeigt, dass Schulleitungen an erwartungswidrig guten Schulen gezielt Veränderungen auf Struktur- und Prozessebene anstoßen. Dabei verfolgen sie einen kooperativen Führungsstil, mittels dessen sie Anregungen, Aufgaben und Entscheidungen gezielt (z.B. mit unterschiedlichen Fachvertreter/innen) diskutieren und diesen zur Weiterentwicklung übertragen.

Derzeit werden neben der Durchführung der Elternbefragung zur Erfassung der Elternrolle und Elternperspektive auch Schul- und Unterrichtshospitationen realisiert. Diese sollen über die schüler- und lehrerbezogene Sicht hinaus eine expertengestützte Einschätzung von Realbeobachtungen ermöglichen. 

Kontakt: kathrin.racherbaeumer@uni-due.de