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BMBF-Forschungsschwerpunkt | Steuerung im Bildungssystem

Schulleitungshandeln zwischen erweiterten Rechten und Pflichten (SHaRP)

Dr. Stefan Brauckmann

Dr. Stefan Brauckmann

News vom 21.09.2012

Mit den erweiterten Entscheidungsmöglichkeiten und wachsenden Rechenschaftspflichten müssen die Schulleitungen neue Managementaufgaben übernehmen. Ihnen fällt es zu, die übertragenen Kompetenzen zur qualitätsbezogenen Eigensteuerung ihrer Schule nicht nur umzusetzen, sondern auch selbst auszugestalten. Entsprechend der landesgesetzlichen Regelungen zur Stärkung der Selbstständigkeit unterscheiden sich die Kompetenzen und damit auch die Rolle der Schulleitungen in folgenden Aufgabenbereichen:

1.  Personalführung und Organisationsentwicklung (z.B. Einstellung und Entwicklung von Personal)

2.  Unterricht und pädagogische Innovation (z.B. Variationen in der Unterrichtsorganisation sowie -durchführung)

3. Verwaltungs- und Organisationsaufgaben (z.B. schuleigene Budgetierung von Lehr- und Lernmitteln)

4. Öffnung von Schule (z.B. Kooperation mit Unternehmen, Arbeit in Schulnetzwerken)

Die »doppelte« Verantwortung – Teilautonomie und Rechenschaftspflicht – bleibt nicht ohne Folgen für die Aufgaben der Schulleitungen. Nach jüngsten Veröffentlichungen verdichtet sich der Eindruck, dass sie nun eine Vielzahl neuer Bedingungen und Anforderungen ausbalancieren bzw. aushandeln müssen. Unterstrichen wird dies durch Befunde internationaler Studien.

Vor dem Hintergrund des gewandelten Aufgabenspektrums von Schulleitungshandeln wird mit dem Projekt SHaRP unter der Leitung von Dr. Stefan Brauckmann erforscht, welche Art von Tätigkeiten Schulleitungen in ihren unterschiedlichen Schulkontexten tatsächlich ausüben und wie stark sie dabei beansprucht werden. Die Datenbasis für die in der Folge berichteten ersten empirischen Befunde beruht auf einer laufenden, standardisierten Online-Befragung von Grundschul- und Gymnasialleitern in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, und Nordrhein-Westfalen.

Zu diesem Zweck wurde ein Tätigkeitsraster entwickelt,  mit dem das Schulleitungshandeln empirisch beschreibbar wird. Das Instrument differenziert trennscharf zwischen sieben verschiedenen Tätigkeitsfeldern.

Demnach scheinen Schulleiter im Laufe eines Schuljahres besonders durch Verwaltungs- und Organisationsaufgaben sowie  eltern- und schülerbezogene Arbeit stark zeitlich in Anspruch genommen – bei durchaus saisonal bedingten Schwankungen. Hingegen weisen die Tätigkeiten, die den eigenen Unterricht des Schulleiters und dessen unterrichtsbezogene Führungsarbeit betreffen, über das ganze Schuljahr eine moderatere zeitliche Beanspruchung auf. Noch wurden keine systematischen Zusammenhänge zwischen der zeitlichen Beanspruchung eines Schulleiters und dessen individuellem Belastungsempfinden festgestellt. Die einzige Ausnahme stellt soweit der von Schulleitern selbst durchgeführte Unterricht dar.

Gegenwärtig konnte neben der Schulgröße insbesondere die Einschätzung der einzelschulischen Problemlagen durch die Schulleiter erklären, ob ein Schulleiter mehr oder weniger Zeit für die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder aufwendet.

Interessanterweise können mit der aktuellen Datenbasis auch keine systematischen Zusammenhänge zwischen den selbstwahrgenommen Führungseigenschaften (personen- und sachbezogener Führungsstil) einerseits und der Tätigkeitsausübung sowie dem individuellen Belastungsempfinden von Schulleitern andererseits beobachtet werden. In weiteren Analysen wird verstärkt der Blick auf individuelle, organisationale und kontextuelle Merkmale zu richten sein. Hierüber gilt es genauer zu bestimmen, worauf Varianzen in der Tätigkeitsausübung und dem subjektiven Belastungsempfinden zurückgeführt werden können.

Nach Abschluss der Haupterhebung  sollen ausgewählte quantitative Befunde zur Tätigkeitsausübung und zum Belastungsempfinden die Auswahl von Schulleitern anleiten, mit denen vertiefende Interviews vor Ort durchgeführt werden. Anschließend werden der quantitative und qualitative Untersuchungsstrang miteinander verknüpft,  um verschiedene Möglichkeiten sowie Formen des Umgangs mit erweiterten Handlungsspielräumen aufzuzeigen.

Kontakt: brauckmann@dipf.de