Zentrale Abschlussprüfungen als Steuerungsinstrument im Schulsystem - Arbeitsmarkteffekte, Wirkungsmechanismen und Effektheterogenitäten
News vom 18.04.2012
Das Projekt „Zentrale Abschlussprüfungen als Steuerungselement im Schulsystem: Arbeitsmarkteffekte, Wirkungsmechanismen und Effektheterogenitäten“ unter der Leitung von Prof. Dr. Ludger Wößmann und Dr. Guido Schwerdt vom ifo-Institut in München richtet den Blick auf die längerfristigen Folgen bestimmter Steuerungsstrategien im Schulsystem. Konkret geht es um die Analyse möglicher Arbeitsmarkteffekte von zentralen Abschlussprüfungen. Die Analysen basieren auf Daten der Absolventen- und Studentenbefragungen des Hochschul-Informations-Systems (HIS), des Sozio-Ökonomischen-Panels (SOEP) sowie der PISA-E-Studie.
Erste Ergebnisse verweisen auf zum Teil deutliche Unterschiede in den Effekten von zentralen und nicht-zentralen Abschlussprüfungen. Zwar erzielen Personen mit Hochschulreife insgesamt keine höheren Arbeitseinkommen, falls sie ihren Schulabschluss in einem Bundesland mit zentralen Abschlussprüfungen erworben haben, doch sind Abiturnoten, die in Bundesländern mit zentralen Abschlussprüfungen erworben wurden, stärker mit dem späteren Arbeitseinkommen korreliert als Noten aus Nicht-Zentralabiturbundesländern. Dies deutet darauf hin, dass Prüfungsleistungen, die in zentralen Abschlussprüfungen erbracht wurden, ein besseres Signal für die Produktivität auf dem Arbeitsmarkt darstellen.
Personen mit Hauptschulabschluss erzielen hingegen im Durchschnitt um 12 Prozent höhere Arbeitseinkommen, wenn sie ihren Schulabschluss in einem Bundesland mit zentralen Abschlussprüfungen erworben haben. Die Arbeitslosenrate ist sowohl bei Personen mit Hauptschulabschluss als auch bei Personen mit Hochschulreife etwas niedriger (um 3 bzw. 2 Prozentpunkte), wenn der Schulabschluss in einem Bundesland mit zentralen Abschlussprüfungen erworben wurde.
Von zentralen Abschlussprüfungen profitieren aber nicht alle gleichermaßen: Die Einkommenseffekte für Personen mit Hauptschulabschluss sind auf die Gruppe der unter 50-Jährigen begrenzt, die Arbeitslosigkeitseffekte für Personen mit Hochschulreife sind für Frauen zwischen 30 und 65 Jahren am stärksten.
Im weiteren Projektverlauf soll untersucht werden, ob sich auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Geburtskohorte oder der sozioökonomische Hintergrund darauf auswirken, wie stark Schülerinnen und Schüler von einem zentralen Schulabschluss profitieren.
Kontakt: schwerdt@ifo.de