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BMBF-Forschungsschwerpunkt | Steuerung im Bildungssystem

Zentrale Abschlussprüfungen als Steuerungsinstrument im Schulsystem: Die Bedeutung von Schulabschlussnoten bei der Einstellungsentscheidung von Unternehmen

Projektlaufzeit:

01.03.2014 - 28.02.2017

Forschungseinrichtung:

ifo - Institut für Wirtschaftsforschung

Projektleitung:

Prof. Dr. Ludger Wößmann (ifo Institut)

Projektmitarbeiter/innen:

Dr. Marc Piopiunik (ifo Institut), Lisa Simon (ifo Institut), Anita Jacob-Puchalska (ifo Institut), Franziska Kugler (ifo Institut)

Projekthomepage:

Link zur Homepage des Projektes

Untersuchte Fragestellungen:

Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens wurde anhand eines kontrollierten Entscheidungsexperiments und anschließender Befragung von Personalleitern in Deutschland die relative Bedeutung von Schulabschlussnoten, Hochschulnoten und anderen potenziellen Produktivitätssignalen wie Sprach-, Computerkenntnisse und soziales Engagement bei der Personalauswahl in Unternehmen ermittelt.

Zudem wurde anhand des Fragebogens ermittelt, ob der Zentralitätsgrad der Schulabschlussprüfung, die der Bewerber abgelegt hat, einen Einfluss auf die Einstellungsentscheidung des Unternehmens hat.

Entsprechend sollten folgende vier Forschungsfragen vier Fragen beantwortet werden:

1. Welche generelle Bedeutung haben Schulnoten für die Einstellungsentscheidungen von Unternehmen?
2. Welche Bedeutung haben Schulabschlussnoten für die Einstellungsentscheidung bei Lehrstellen?
3. Welche Bedeutung haben Schulabschlussnoten für die Einstellungsentscheidung, wenn anschließend ein weiteres bedeutendes Produktivitätssignal (z.B. Hochschulnote) erworben wird?
4. Inwiefern hängt die Bedeutung der Schulabschlussnoten für die Einstellungsentscheidung vom Zentralitätsgrad der Schulabschlussprüfungen ab?

Untersuchte Akteure und Bundesländer:

Es wurde eine repräsentative Stichprobe deutscher Personalleiter aus allen Bundesländern befragt.

Untersuchungsdesign:

An einem online durchgeführten Entscheidungsexperiment mit anschließendem Fragebogen nahmen knapp 600 Personalleiter teil, die einer repräsentativen Stichprobe der Unternehmen in Deutschland entstammen. Die andere Hälfte der Personalleiter erhielt fiktive Kandidaten mit Hochschulabschluss (Bachelor in BWL) für eine (fiktive) gehobene Traineestelle. Jedem Personalleiter wurden zwei fiktive Lebensläufe gezeigt, welche grundlegende Informationen über Bildungsabschlüsse, Abschlussnoten, Berufserfahrung, Sprach- und Computerkenntnisse sowie ehrenamtliches Engagement und sportliche Aktivitäten der fiktiven Bewerber beinhalteten. Die Personalleiter wurden gebeten, sich für genau einen der beiden Bewerber zu entscheiden. Sämtliche Lebenslaufmerkmale wurden randomisiert, so dass sich mittels Regressionsanalysen der Einfluss der einzelnen Merkmale auf die Einladungswahrscheinlichkeit berechnen lässt.

Zentrale Abschlussbefunde:

Die Ergebnisse unseres kontrollierten Entscheidungsexperiments legen nahe, dass Schulabschlussnoten bei Einladungsentscheidungen wichtig sind, wenn diese Noten direkt vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt erworben wurden. So hat die Schulabschlussnote bei Bewerbern mit Mittlerer Reife einen signifikanten positiven Einfluss auf die Einladungsentscheidung des Unternehmens. Wenn sich die Abschlussnote um eine ganze Notenstufe verbessert, steigt die Einladungswahrscheinlichkeit um 22%.

Bei Hochschulabsolventen, die mit der Hochschulabschlussnote anschließend ein weiteres relevantes Produktivitätssignal erworben haben, finden wir unterschiedliche Ergebnisse für Männer und Frauen. Bei Männern hat sowohl die Schulabschlussnote als auch die Hochschulnote einen signifikant positiven Einfluss. Für Frauen hingegen hat die Schulabschlussnote keinen signifikanten Effekt. Für beide Geschlechter hat die Hochschulnote den größten Einfluss, gefolgt von der Länge der Berufserfahrung durch Praktika. Für Lehrstellenbewerber spielen neben der Abschlussnote der Mittleren Reife Computerkenntnisse und insbesondere soziales Engagement eine große Rolle.

Die Ergebnisse des Fragebogens spiegeln die Entscheidungen der Personalleiter im Experiment wider. So halten 67% der Personalleiter die Abschlussnote der Mittleren Reife bei Lehrstellenbewerbern für „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Bei Hochschulabsolventen finden nur 46% der Personalleiter die Abiturnote wichtig. Dies bestätigt die Hypothese, dass die Schulabschlussnote bei direktem Einstieg in den Arbeitsmarkt als unmittelbares Produktivitätssignal wirkt, was bei Hochschulabsolventen, die durch den Erwerb der Hochschulnote ein weiteres Produktivitätssignal erworben haben, deutlich abgeschwächt wird.

Der Zentralitätsgrad der Abschlussprüfung scheint für die Personalleiter eine untergeordnete Rolle zu spielen. So gibt eine Minderheit der Personalleiter an, dass sie einen Bewerber bevorzugt einstellen würden, wenn dieser seinen Schulabschluss in einem Bundesland mit zentralen Abschlussprüfungen erworben hat. Allerdings würden Personalleiter aus Bundesländern mit einer langen Zentralabschlusstradition eher bevorzugt Bewerber mit zentraler Abschlussprüfung einstellen als Personalleiter aus Bundesländern ohne Zentralabschlusstradition. Diese Differenz ist bei den Lehrstellenbewerbern mit Mittleren Reife größer als bei Abiturienten.

Projektbezogene Veröffentlichungen:

 Noch keine. Working Paper wird 2017 veröffentlicht.