Projektstandort Hamburg
News vom 15.03.2013
Sichtweisen auf Schulinspektion – Zur Wahrnehmung des Steuerungsinstruments Schulinspektion auf verschiedenen Schulsystemebenen im Ländervergleich (Dr. Matthias Rürup)
Der Projektstandort Hamburg untersucht die Frage, ob bei der Einführung des neuen Steuerungsinstruments Unterschiede in den Vorstellungen der verschiedenen Akteure zu den Zielstellungen und Funktionsweisen der Schulinspektion erkennbar werden. Dazu wurden in den im Projektverbund vier untersuchten Bundesländern Leitfadeninterviews mit a) Vertretern der administrativen Leitungsebene der Schulinspektionen, b) mit Schulleitungen demnächst inspizierter Schulen, c) den inspizierenden Schulinspektionsteams, d) der zuständigen Schulaufsicht und e) dem örtlichen Schulträger durchgeführt und im Anschluss inhaltsanalytisch ausgewertet.
Als zentrales Ergebnis kann festgehalten werden, dass sich Unterschiede in der Sichtweise der Akteure nicht in erster Linie durch die länderspezifische Ausgestaltung der Schulinspektion erklären lassen, sondern eher durch die Funktionen der einzelnen Akteure: Die Schulaufsichten verstehen entsprechend die Schulinspektion - vermittelt über ihre Aufgabe zum Abschluss von Zielvereinbarungen mit den inspizierten Schulen - als ein Kontrollinstrument. Schulleitungen dagegen nehmen die Schulinspektion eher als externe Impulssetzungen zur eigenverantwortlichen Schulentwicklung wahr.
Auf der administrativen Leitungsebene zeigten sich jeweils die komplexesten Vorstellungen zu Zielstellungen und Funktionsweisen. Wenig sichtbar wird in den Interviews eine eigenständige strategische Nutzung der Schulinspektionsergebnisse durch lokale Akteure der Schulgestaltung. Während sich bezogen auf die Schulträger summieren lässt, dass diese das Instrument Schulinspektion nur in geringem Maße für ihre eigenen Aufgaben und Interessen nutzen können, so ist auch bei Schulleitungen eine betont reaktiv-rezeptive Haltung zu beobachten. Dies scheint für die Wirksamkeit des Steuerungsinstruments Schulinspektion auf Schulebene eine günstige Voraussetzung: Den hier wahrgenommenen Intentionen der Kultusadministration wird eher wenig Eigenes entgegengesetzt.
Wahrnehmungsunterschiede innerhalb der einzelnen Bundesländer führt Rürup auf Differenzen im Standardisierungsgrad der Schulinspektionskonzepte zurück: Je festgelegt-unflexibler das landesbezogene Schulinspektionsverfahren vorgegeben ist, desto homogener erscheint auch seine Wahrnehmung durch die jeweiligen Länderakteure. Ob diese durch Standardisierung erreichte größere Einheitlichkeit der Wahrnehmung der Schulinspektion auch mit einer größeren Durchsetzungskraft der politischen Steuerungsinteressen einhergeht, kann mit den durch Dr. Rürup analysierten Interviews allerdings nicht beantwortet werden.
Die ersten Befunde aus der flächendeckenden Schulleiterbefragung, die im Rahmen der Bielefelder Teilstudie gewonnen wurden, deuten jedenfalls eine andere Entwicklung an: Hier ist eine höhere Akzeptanz und Wirksamkeit von Schulinspektion als Steuerungsimpuls für einzelschulische Schulentwicklung eher in den Bundesländern beobachtbar, die – einer typisierenden Einordnung ihrer Inspektionskonzepte nach– weniger standardisiert vorgehen.
Die skizzierten Befunde sind lediglich als vorläufige Hinweise zu verstehen, da je Bundesland jeweils nur ein Interview pro Handlungskontext bzw. Akteursgruppe durchgeführt wurde.